Die Russen kommen

Nachdem ich vor einiger Zeit versuchte einen Lada Niva zu reparieren hatte ich hatte ich zunächst ziemliche Berührungsängste mit Kameras aus der ehemaligen UdSSR. Irgendwann bekam ich dann doch mal eine Zenit aus den 70ern in die Hand, seitdem hat sich meine Meinung dazu geändert.

Die Zenit E ist eine SLR mit einfacher und robuster Technik, das gefällt mir, aber im Gegensatz zu meinen Erfahrungen mit dem Lada war hatte ich hier den Eindruck dass auch die Verarbeitung stimmt. Alles ist weitgehend aus Metall gefertigt, Kunststoff findet man nur wenig, das spürt man auch gleich am Gewicht. Man sagt, diese Kameras sind zur Not auch als Hammer gut zu gebrauchen, probiert habe ich das aber noch nicht.

Zenit E mit Helios-44-2. Die originale Belederung war nicht mehr schön, deshalb bekam diese Kamera ein neues, rotes Kleid

Die einzige Elektronik ist der eingebaute Belichtungsmesser mit einer Selen-Zelle. Diese Zellen haben nur eine begrenzte Lebensdauer und somit sind die Belichtungsmesser bei alten Kameras oft nicht mehr zu gebrauchen. Ich hatte wohl Glück dass er bei meinem Exemplar sogar noch sinnvolle Werte anzeigt. Ansonsten gibt es noch eine mechanisches Verzögerungswerk für den Selbstauslöser, ein Bildzählwerk, einen Blitzkontakt und ein Merkrad für den eingelegten Film. Die Belichtungszeiten gehen von B über 1/30, 1/60, 1/125, 1/250 bis zu 1/500. Ich habe nachgemessen, die passen sogar noch recht gut.

Das Baujahr lässt sich bei diesen Kameras und Objektiven aus der UdSSR leicht über die Seriennummer bestimmen, die ersten beiden Ziffern geben immer das Jahr an. Kameras von Zenit waren wohl recht erfolgreich und wurden in sehr großen Stückzahlen auch für den Export hergestellt. Unter dem Namen „Revueflex“ wurden sie z.B. in Deutschland angeboten. Für Sammler sind diese Modelle vielleicht weniger interessant weil es so viele gibt, aber dafür sind gute Exemplare auch sehr günstig zu bekommen.

Eine Zenit E mit dem kleinen Industar 50-2 Objektiv

Das passende Objektiv

Man findet diese Kameras oft mit 58mm Helios Objektiven von denen es verschiedende Ausführungen gibt. Es handelt sich hier offensichtlich um einen Nachbau des Biotar 2/58 von Carl Zeiss aus Jena. Diese Objektive werden wegen ihres speziellen Bokehs auch heute noch gerne mit Digitalkameras verwendet, passende Adapter von M42 auf aktuelle Kameras sind billig zu bekommen. Die Zenit 5 hat noch keine Mechanik zur Ansteuerung einer Springblende über den Stift am Gewinde wie sie bei neueren M42 Objektiven oft vorhanden ist, deshalb ist das ältere Helios-44-2 hier die richtige Wahl. Mit neueren Objektiven, wie dem Helios-44-M4, würde die Blende immer offen bleiben. Fairerweise muss man sagen dass z.B. die Praktica FX2 und andere Modelle aus den späten 50ern hier schon weiter waren und so eine Springblende bedienen konnten.

Fotografieren mit der Zenit

Eine neuere Zenit 12XP mit Helios-44M4

Das Helios-44-2 besitzt eine Besonderheit die vielleicht gut gemeint ist, mir aber das Leben mit der Kamera anfangs ganz schön schwer gemacht hat. Es gibt 2 Blendenringe. Ein Vorwahlring mit Rasten stellt die gewünschte Blende ein, und ein zweiter, sehr leichtgängiger Ring, bewegt die Blende dann zwischen offen und dem voreingestellten Wert. Das dient dazu, beim Focussieren die Blende ganz zu öffnen, und dann beim Auslösen auf den voreingestellten Wert zu bewegen. Irritierend dabei ist der rote Punkt an diesem Ring, der bei geschlossener Blende auf 2 steht und somit eine offene Blende suggeriert. Man muss es halt wissen sonst gibt es Fehlbelichtungen.

Die Bedienung der Zenit ist ansonsten recht problemlos. Das Helios 44 mit seinen 58mm ist mehr ein Portraitobjektiv hat aber den großen Vortei dass man auch sehr nah an ein Objekt heran gehen kann, und somit schon fast ein Makro hat.

Bei offener Blende und etwas Gegenlicht entsteht das für diese Objektive typische Swirly Bokeh, das eigentlich ein konstruktives Manko ist, aber dem Objektiv seinen speziellen Charakter verleiht.